Ende der Fastenzeit: 40 Tage Verzicht

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Ob Heilfasten, Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten oder das Smartphone. Die letzten 46 Tage waren für viele Deutsche eine Willensprobe. Morgen endet die traditionelle Fastenzeit, die in diesem Jahr zwischen dem 14. Februar und dem 29. März stattfindet.

Ursprung und Herkunft der Fastenzeit
Fasten ist ein jahrhundertealter Bestandteil einer jeden Religion. Kern und Ziel sind dabei gleich: Mehr Auseinandersetzung mit dem Glauben und Gott, Reflexion von Lebensstil und Gewohnheiten sowie die Entwicklung neuer Impulse und Ideen. An der Beziehung zu sich selbst und zu anderen soll ebenfalls gearbeitet werden.

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Islam
Im islamischen Glauben findet das Fasten während des Ramadans statt, welcher der neunte Monat des islamischen Mondjahres ist. Dabei verzichten Muslime 30 Tage lang zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeiten. Rauchen und der Konsum von Alkohol sind dabei ebenfalls strengstens verboten. Der islamische Glaube setzt einen Schwerpunkt auf die Festigung der familiären Bindungen und des Zusammenhaltes: Nach Sonnenuntergang findet im Kreis der Familie das traditionelle Fastenbrechen statt.

Buddhismus
Fasten ist im buddhistischen Glauben nicht zeitlich gebunden bzw. etabliert. Grundsätzlich verzichten Buddhisten auf die übermäßige Aufnahme von Nahrung und bevorzugen kleine Portionen. So ist der Körper optimal auf die Vorgänge der Meditation und der inneren Ruhe eingestellt. Einige buddhistische Strömungen sind auch davon überzeugt, dass ganzjähriges Fasten ab der Mittagszeit zielführend ist. So essen die Gläubigen ab 12 Uhr bis zum Morgen des nächsten Tages nichts mehr.

Judentum
Der wichtigste jüdische Feiertag wird als Jon Kippur, der Versöhnungs- und Fastentag benannt. Die Regeln die diesen besonderen Tag begleiten sind sehr streng: Es wird nicht gegessen, getrunken und es darf nicht geraucht werden. Zudem sind die Gläubigen angehalten, an diesem Tag auf Körperhygiene zu verzichten, keine sexuellen Handlungen auszuführen, und auch keinerlei Arten von Arbeit zu verrichten. In Israel liegt an diesem Tag beinahe das komplette öffentliche Leben still: Straßenbahnen fahren nicht, Arbeitgeber und Arbeitnehmer legen gleichermaßen ihr Amt nieder.
Auf diese Art und Weise sollen allen Sünden gebüßt werden. Neben dem Jon Kippur gibt es noch weitere Trauer bzw. Fastentage an denen die Juden teilweise streng fasten und auf Nahrung verzichten: Gründe dafür liegen meist tief verankert in der Geschichte der Religion. Vergangene Tage an denen die Grundsätze des Glaubens erschüttert wurden wie beispielsweise der Angriff auf jüdische Traditionstempel, Vertreibung und Plünderung des jüdischen Volkes oder der Tod von Vorreitern und Respektpersonen begründen das Fasten an diesem Tagen.

Christentum
Der christliche Glauben bezeichnet die Fastenzeit als österliche Bußzeit, welche die Gläubigen 40 Tage lang auf Ostern vorbereiten soll. Ziel dabei ist es, durch Verzicht ein äußeres Zeichen der Buße und Besinnung zu leisten. Die christliche Fastenzeit zielt auf eine individuelle Enthaltsamkeit ab- Auf was verzichtet wird ist besonders nach evangelischer Glaubensrichtung nach heutigen Ermessen egal. Ursprünglich wurde im Christentum an jedem Mittwoch und Freitag der Woche gefastet. Das Fasten am Mittwoch rührt daher, dass Judas Jesus an einem Mittwoch verraten hatte. Das Fasten an einem Freitag soll daran erinnern, dass Jesus an diesem Tag gekreuzigt wurde.

Einen Grund, warum Menschen fasten wurde somit schon gegeben. Menschen fasten, weil es ihre religiöse Überzeugung und Herkunft fordern und verlangt. Doch leben wir in Zeiten fortschreitenden Enttraditionalisierung. Die Menschen fühlen sich weniger mit der Kirche verbunden, und achten die Leitlinien dieser in der Regel nicht mehr ohne sie zu hinterfragen. Sie fühlen sich in ihrer Freiheit und Entscheidungskompetenz verletzt und achten die Gotteshäuser nicht mehr als autoritäre Institutionen die Lebensstrukturen vorleben denen man Folge zu leisten hat, sonders als optionale Angebote. Welche Motive und inneren Beweggründe gibt es also noch?
Natürlich ziehen Menschen das Fasten als Maßnahme mit dem Ziel des Abnehmens und des Fettabbaus heran. Das andauernde Verzichten auf Nahrung führt ebenfalls zur Entgiftung und Entsäuerung unserer Körpers. Dies wird sogar in Maßen ärztlich empfohlen und gilt ein Mal pro Jahr durchgeführt als optimale Gesundheitsvorsorge. Des Weiteren führt der kurzzeitige Verzicht auf Nahrung zu einem bewussteren Lebensstil. Der Mensch lebt, handelt und entscheidet also bewusster. So lernt man auch seinen Körper und dessen Funktionen und Reaktionen besser kennen: Fasten wirkt sich auf alle Organe des Körpers aus. Ein weiterer Bewegungsgrund welcher Menschen zum Fasten antreibt, ist der Drang zur Verbesserung der Selbstdisziplin. Der Mensch möchte es sich selbst beweisen. „Ich kann wenn ich möchte 7 Wochen auf Schokolade verzichten.“ Unsere Umwelt und Bezugsgruppen drängen uns geradezu dazu: Wir leben in einer Welt in der der ständige Drang nach Optimierung und Verbesserung vorherrscht.

Ob und wie man Fasten möchte, bleibt nun jedem selbst überlassen. Ob aus religiösen, gesundheitlichen oder privaten Gründen: Über einen mittelfristigen, definieren Zeitpunkt hinweg wirkt sich Fasten postiv auf Geist, Seele und Körper aus. Nur übertreiben sollte es man damit nicht. Das kann verheerende Folgen für den Körper haben. Kreislaufprobleme und ein geschädigtes Immunsystem sind da nur die Anfänge. Eine gute Balance zwischen den Extremen ist wie bei vielen Dingen im Leben der Schlüssel zum Glück.

Wer noch mehr zum Thema Fasten lesen möchte, kann das in Dr. Ruediger Dahlkes Buch „Das große Buch vom Fasten“ tun

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